Saukalt wird sehr gut.
Traminer Eiswein-Lese bei Alois Gross.
Drei Uhr früh. Minus Zehn Grad, ein sternenklarer Himmel. Der Mond liegt als schmale Sichel auf dem Rücken. Genau über mir funkeln die sieben Sterne des Orion. Der Boden knirscht, das gefrorene, reifglitzernde Weinlaub zerbricht in winzige Teilchen unter unseren Füssen.
Am besten bestellt man den Vollmond gleich mit.
Bis zur Unkenntlichkeit vermummte Gestalten verteilen sich im Scheinwerferlicht der drei Traktoren in einem Weingarten bei Gamlitz. Wäre nicht das Brummen der Dieselmotoren, würde man nur ganz leises Schnippen der Lese-Scheren vernehmen. Denn gesprochen wird fast nichts, die Kälte friert die Münder zu.
Es ist Weinlese. Keine normale Ernte versteht sich, heute wird ein Traminer-Eiswein gelesen. Unheimlich schaut das aus. Die langen Schatten verbiegen sich zu sonderbaren Gespenstern den steilen Hang hinunter. Das Phantom aus der Micky Maus, die ich gestern am WC gelesen habe, fällt mir ein und ich schmunzle vor mich hin. Das Phantom im Weingarten, modernes Schauspiel in der Südsteiermark unter der Regie von Alois Gross.
Kleine gefrorene Trauben schneiden wir ab. Es ist grossteils schönes, gesundes Material. Die helleren, die im Licht noch grün schimmern sind Gewürztraminer, die dunkleren, rot gefärbten Beeren sind Roter Traminer. Ich kann es mir nicht verkneifen, ich muss kosten. Herrlich würziger, eiskalter und zuckersüsser Genuss. Vieleicht sollte man ein Traminer-Eis kreieren. Ich muss mich zwingen nicht zu viel zu naschen, schliesslich will der Alois Gross ja noch was pressen. Aber für mich ist jetzt schon klar, das wird ein grossartiger Eiswein.
Ewald Zweytick hatte mir erzählt, dass in der Nacht der Eiswein gelesen werden müsse und er seinem Kollegen natürlich helfen wird. Jahre ist es her, da ich das letzte Mal Eiswein geerntet hatte und bot spontan meine Hilfe an, die gerne angenommen wurde, schliesslich ist es notwendig möglichst schnell das kostbare Gut zur Presse zu bekommen, denn der Kellerei-Inspektor wacht darüber, dass die Trauben wirklich gefroren gepresst werden. Die Aussentemperatur muss unter minus sieben Grad liegen und der Most muss minus vier Grad haben. Verpasst man das, war der ganze Aufwand umsonst.
Die erste Zeile ist abgeerntet, die ersten Kisten mit diesen herrlich würzigen Trauben wandern auf den Anhänger. Wir machen eine kurze Pause, der Glühwein und der Tee mit Rum wärmt die durchgefrorenen Leiber von innen.Mir ist erstaunlich warm. Ich habe mir von meinem Freund Arnold Melcher sein Winter- Jagdgewand geliehen. Die Schuhe haben zwar ein Gewicht, dass es Mühe macht, den steilen Hang wieder hinaufzusteigen, aber meine Füsse sind bacherlwarm. Die wattierte Überhose lässt den kalten Wind ebensowenig durch, wie der Monster-Anorak. Mit diesen Utensilien kann wahrscheinlich in Sibirien Bären jagen gehen.
Der Orion verabschiedet sich hinter dem nächsten Weinberg und macht Platz für den kleinen Wagen. Und wir beenden die nächste Zeile. Tapfer stapfen wir wieder bergauf, verschieben die Traktoren, damit wir ein wenig Licht in die nächsten Reihen bekommen und starten wieder schnippelnd bergab. Das Licht reicht nie und man braucht schon seinen Tastsinn, um zu erahnen, wo man jetzt den Schnitt ansetzt. Und ich denke mir, da könnte man auch Blinde einsetzen, viel mehr sehe ich im Moment auch nicht. Immer wieder gibt es diese gemeinen Trauben, die rund um einen Draht oder einen Ast gewachsen sind und die man kaum herunter bekommt. Der Zwicker klebt inzwischen an den pickigen Fingerspitzen, die aus den abgeschnittenen Handschuhen herauslugen.
Nach drei Stunden ist der Hektar abgeerntet, die Traktoren tuckern Richtung Presshaus und wir nehmen glücklich und zufrieden eine kleine Jause zu uns. Der Himmel wird bereits wieder hell.
Am Heimweg sehen wir, dass auf dem Berg vis-a-vis auch gerade die Lichter ausgehen, wahrscheinlich freut sich das Team vom Weingut Lackner-Tinnacher auch gerade auf die Jause, den Schnaps oder auf das warme Bett.
Die Kellermeister haben noch ein paar Stunden Arbeit, dann ist der Spuk vorbei. Zu dieser Zeit übergibt Micky gerade das Phantom an Komissar Hunter. Mitten auf meiner Nase, denn meine Augen sind zugefallen und das Comic-Heft deckt mich zu.
Im Traum freue ich mich schon darauf, diesen kostbaren Tropfen zu trinken. Ganz stolz darauf, mitgeholfen zu haben. Prost und Gute Nacht.
Drei Stunden - ein Hektar - Vierhundert Liter.
Allmählich wird's wieder hell und wir gehen schlafen.
Nach drei Stunden ist der Hektar abgeerntet, die Traktoren tuckern Richtung Presshaus und wir nehmen glücklich und zufrieden eine kleine Jause zu uns. Der Himmel wird bereits wieder hell.
Am Heimweg sehen wir, dass auf dem Berg vis-a-vis auch gerade die Lichter ausgehen, wahrscheinlich freut sich das Team vom Weingut Lackner-Tinnacher auch gerade auf die Jause, den Schnaps oder auf das warme Bett.
Die Kellermeister haben noch ein paar Stunden Arbeit, dann ist der Spuk vorbei. Zu dieser Zeit übergibt Micky gerade das Phantom an Komissar Hunter. Mitten auf meiner Nase, denn meine Augen sind zugefallen und das Comic-Heft deckt mich zu.
Im Traum freue ich mich schon darauf, diesen kostbaren Tropfen zu trinken. Ganz stolz darauf, mitgeholfen zu haben. Prost und Gute Nacht.
© by Weinspitz_Helmut_Knall
last modified: 2007-07-18 12:44:54